Olympisches Dorf 1936

 

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Die XI. Olympischen Spiele 1936 wurden durch Entscheidung des Olympischen Komitees, am 13.05.1931 an Berlin als Austragungsort vergeben. Für den Ausrichter ergab sich neben der Planung und Errichtung der Olympischen Sportstätten auch die Notwendigkeit, zweckmäßige Unterkunftsmöglichkeiten für die Athleten zu schaffen. Man beschloss, dem Beispiel von Los Angeles zu folgen, das für die Spiele von 1932 erstmals den Bau eines Olympischen Dorfes für die Unterbringung der Teilnehmer realisiert hatte.

Durch die günstige Verkehrsanbindung über die mehrspurige Heerstrasse und die relativ kurze Entfernung von 14 Km zum Reichssportfeld, fiel die Wahl am 07.11.1933 auf den Döberitzer Übungsplatz als Standort des neu zu bauenden Olympischen Dorfes. Das Dorf wurde auf einem 550.000 qm großen Gelände im Elsgrund errichtet. Bauherr war die Wehrmacht, der auch die Nachnutzung des Geländes und der Gebäude übertragen wurde. Prof. Werner March, der auch das Reichssportfeld geplant und erbaut hatte, wurde mit der baulichen Planung und Leitung durch den Reichswehrminister beauftragt. In weniger als 2 Jahren entstanden Empfangs- und Wirtschaftsgebäude, Sportlerunterkünfte sowie ein Sportplatz mit Fußballfeld und Laufbahn, eine Sport- und eine Schwimmhalle. Prunkstück und gleichzeitig das größte und baulich eigenwilligste Gebäude auf dem gesamten Areal, war das Speisehaus der Nationen mit 38 Küchen und Speiseräumen für die Mannschaften. Das Speisehaus erinnert, aus der Luft betrachtet, an die Form eines Auges. Im Hindenburghaus, einem zweistöckigen Bau mit Trainings- und Funktionsräumen, befand sich ein großer Theatersaal, in dem Konzerte Tanz-, Theater- und Filmvorführungen stattfanden. Diese Veranstaltungen wurden unter Federführung der  NS-Kulturgemeinde organisiert.  Mehrmals täglich spielte eine Militärkapelle an verschiedenen Stellen im Dorf. Direkt an der Reichsstraße nach Hamburg (heutige B5) lag das Empfangsgebäude, das heute leider nicht mehr steht. Hier waren neben Empfang und Verwaltung auch die Halle der Nationen, eine öffentliche Gaststätte, Aufenthaltsräume, Bank, Post und weitere Infrastruktur untergebracht. In der Nähe des Empfangsgebäudes verband ein Tunnel unter der Reichsstraße das Dorf mit dem südlich gelegenen Areal, auf dem weitere Sportler in mehrstöckigen Kasernenbauten untergebracht waren. Diese Unterführung wurde im Zuge der Verbreiterung der B5 Ende der neunziger Jahre zugeschüttet

Das Dorf fügte sich harmonisch in das Gelände ein und wurde durch die gärtnerische Gestaltung, zwei in unterschiedlichen Höhen angelegte Dorfauen, eine dazwischen auf einem Hügel gelegene runde Bastion, die gleichzeitig als Terrassencafe genutzt wurde, und einen extra angelegten See verschönert.
Um diese künstliche Natur zu beleben, ließ man eine große Zahl von Wasservögeln und Wassertieren aus dem Berliner Zoo herbeischaffen. Selbst an eine finnische Sauna, die in einem Blockhaus am Waldsee untergebracht war hatte man gedacht, um den Sportlern das Leben in der Freizeit so angenehm wie möglich zu gestalten. So wurde eine erholsame Oase der Ruhe, fernab vom großstädtischen Trubel für die Athleten geschaffen. Das Dorf war allerdings nur für die männlichen Olympiateilnehmer konzipiert und gebaut worden, die wesentlich geringere Anzahl der weiblichen Teilnehmerinnen wurde in Quartieren in der Nähe der Wettkampfstätten untergebracht.

Nach den Olympischen Spielen, die vom 01. - 16.08.1936 stattfanden, diente das Gelände als Olympia-Lazarett Döberitz, eines der modernsten seiner Zeit. Weiterhin wurde eine Heeres-Infanterieschule und ein Bataillon des Infanterie-Lehrregiments bis zum Jahre 1945 dort stationiert.

Nach dem Krieg wurde das gesamte Areal von der russischen Armee genutzt. In dieser Zeit wurde das ehemalige Empfangsgebäude, sowie viele der ehemaligen Sportlerunterkünfte abgerissen und durch neue Unterkünfte für die Armeeangehörigen in der zu der Zeit typischen "modernen" Plattenbauweise ersetzt. Durch diese baulichen Veränderungen wurde die einstmals harmonische Gesamtansicht des Geländes nachhaltig zerstört. Beim Abzug der russischen Truppen im Jahre 1992, wurde alles abgebaut und mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Darauf folgende jahrelange Plünderungen und Vandalismus haben  in dem ungenutzten Gelände deutliche Spuren hinterlassen. So wurde unter anderem auch das Dach der Schwimmhalle durch jugendliche Brandstiftung zerstört. Der damals extra angelegte Waldsee ist inzwischen verlandet und die gärtnerischen Anlagen des Areals total verwildert, so dass man heute nur noch teilweise erahnen kann, wie das Gesamtbild der Anlage früher mal ausgesehen hat.

Zwar wurden inzwischen eine Reihe ehemaliger Kasernenbauten instand gesetzt und für Wohnzwecke umgebaut, doch das einst so harmonische Gesamtbild ist fast vollständig verloren gegangen. So stellt sich das Gelände heute als eine städtebaulich nicht integrierte Landschaft mit kleineren, weit auseinander liegenden Wohnsiedlungen und größeren Brachflächen dar, letztere mit einer Vielzahl zunehmend baufälliger, ungenutzter Gebäude, von denen allerdings etliche unter Denkmalschutz stehen. Die bauhistorisch besonders wertvolle Außenanlage des Olympischen Dorfes ist verwahrlost, aber glücklicher Weise doch noch erkennbar.

Es gab in den letzten Jahren etliche Pläne für die künftige Nutzung des Geländes, die aber durchweg nicht realisiert wurden. Heute kann das Gelände in seiner Gesamtheit zumindest wieder begangen und besichtigt werden. Außerdem werden Führungen nach Voranmeldung angeboten. Diese informativen Rundgänge dauern ca. 2 Stunden und sind hochinteressant.